Index für Inklusion
Ausgabe 4: Spielen
25 Fragen zum Abbau von Barrieren
Definition
Spielpädagogische Momente ermöglichen es, den Teilnehmenden die eigene Lebenswelt zu reflektieren, aber sich auch von ihr zu lösen und neue Varianten von Handlungs- und Denkmustern auszuprobieren. Der Spaß steht dabei immer im Vordergrund.
Spiel hat zwar selbst kein eigenes Ziel, kann aber vom Spielleitenden zielgerichtet eingesetzt werden.
Kapitel 1: Vorbereitung
Frage 1: Ist es allen gleich wichtig, zusammen eine inklusive Kultur aufzubauen?
Es kann hilfreich sein, wenn eine feste Person aus dem Team das Thema Inklusion besonders im Blick behält und den Rest des Teams motiviert, die Umsetzung gemeinsam anzugehen.
Frage 2: Sind alle Spielenden mit Motivation dabei?
Eine gesunde Skepsis ggü. einzelnen Spielen ist völlig normal. Die Teilnehmenden sollten aber von Neugier getragen den Weg zu mir gefunden haben, nicht durch Überredung oder gar Zwang.
Frage 3: Kenne ich die Besonderheiten der Gruppe und kann ich dessen Dynamik einschätzen?
Interessen, Erwartungen, Motivation und Fähigkeiten werden immer unterschiedlich sein. Entscheidend ist, das Zusammenspiel der individuellen Charaktere und deren Rollen in der Gruppe verstehen und beurteilen zu können.
Frage 4: Bin ich ausreichend über die räumlichen Bedingungen informiert?
Habe ich das Spielgelände vorab so weit erkundet, dass mögliche Gefahren und Barrieren als solche ausgemacht wurden? Gibt es Hilfsmittel und Personen in Reichweite, die mir ggf. auch spontan bei dessen Abbau helfen könnten?
Frage 5: Habe ich den Mut auszuprobieren, meine Spielerklärung auch ohne Worte funktionieren zu lassen?
Körpereinsatz und Gesten sind eine universelle Sprache und animieren gleichzeitig zum Mitmachen. Vormachen transportiert den Geist eines Spiels eher als Worte.
Frage 6: Bin ich grundsätzlich in der Lage, meine Spiele auch in einfacher Sprache zu erklären?
Einfache Sprache erhöht die Verständlichkeit für alle. Vor allem aber für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Personen mit Deutsch als Fremdsprache. Insbesondere Regelerklärungen sollten gut strukturiert sein.
Kapitel 2: Spieleauswahl
Frage 7: Beziehe ich in meine Überlegungen mit ein, in welcher Phase die Gruppe gerade ist und was sie braucht?
Die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden sind abhängig von der eigenen Rolle in der Gruppe und was diese gerade erlebt.
Frage 8: Bin ich in der Lage, die Erfahrungen, Fähigkeiten und Ideen der Teilnehmenden mit einzubeziehen?
Begegnungen mittels dem Medium Spiel können nur dann nachhaltig sein, wenn die Teilnehmenden einen Anteil an der Gestaltung dieser Momente haben.
Frage 9: Kann ich in meine Spiele Abwechslung bringen, indem ich diese in verschiedenen Sozialformen spiele?
Die Vorlieben, ob die Teilnehmenden z.B. das Spiel gegen- oder miteinander bevorzugen, sind grundsätzlich zu unterschiedlich. Es sollte sich daher nicht nur auf eine Art beschränkt werden.
Frage 10: Kann ich in meine Spiele Abwechslung bringen, indem ich regelmäßig den Spieltyp wechsle?
Gut durchdachte Orientierungs-Systeme schaffen Sicherheit und kommen allen zugute.
Frage 11: Kann ich in meine Spiele Abwechslung bringen, indem ich verschiedene Spielprinzipien wähle?
Die Akzeptanz der Spiele und die Neugier auf diese bleibt nur dann erhalten, wenn Spiele gespielt werden, bei denen nicht immer dieselben Personen mit ihren Fähigkeiten im Vorteil sind.
Frage 12: Gelingt es mir, während der Spiele-einheit einen Roten Faden beizu-behalten und erkennbar zu machen?
Der Spieleeinheit einen thematisch-dramataturgischen Rahmen zu geben (z.B. „Spiele, mit denen wir wieder wach werden.“), hilft dabei, sich eher auf die Spiele einzulassen.
Frage 13: Kann ich garantieren, dass die Teil-nehmenden überwiegend Erfolgs-erlebnisse aus den Spielen ziehen werden?
Es ist nicht die Aufgabe der Spielleitung dafür zu sorgen, dass die Teilnehmenden alle Spiele gewinnen. Sie ist aber dafür verantwortlich, dass alle das Gefühl haben, Mithilfe der Spiele eine sinnstiftende Zeit mit der Gruppe zu verbringen.
Kapitel 3: Durchführung
Frage 14: Leite ich die Spiele nur an oder spiele ich selbst mit?
Beides hat Vor- und Nachteile: Überlege dir vorher, was für dich und die Gruppe in dieser individuellen Spieleeinheit am besten passt!
Frage 15: Bin ich für den Fall vorbereitet, falls eine Person, trotz aller Bemühungen zum Abbau von Barrieren, nicht bei meinem Spiel mitmachen kann?
Inklusion hat nicht den Anspruch, dass alle alles können müssen. Alle sollten sich aber als tragender Teil einer Gemeinschaft fühlen können.
Frage 16: Habe ich einen Plan, was ich mache, wenn eine oder mehrere Person/en nicht mitspielen möchte/n?
Die Gründe für eine Ablehnung deiner Angebote können vielfältig sein und liegen selten am Inhalt selbst. Die Aufgabe der Spielleitung ist es, nach den Gründen zu forschen, ohne die Person/en bloßzustellen.
Frage 17: Kann ich damit umgehen, wenn die Gruppe etwas anderes möchte, als ich geplant habe?
Für die Spielleitung stellt dies ein ständiger Balanceakt zwischen dem Eingehen auf Bedürfnisse und dem Beibehalten des Roten Fadens (Frage 12) dar.
Frage 18: Kann ich für eine durchgehend lockere Atmosphäre sorgen?
Das vorrangige Ziel des Spielens ist Spaß. Wenn die Teilnehmenden zu jeder Zeit spüren, dass es in erster Linie erstmal um nichts anderes geht, wird der Zugang automatisch niedrigschwelliger.
Frage 19: Bin ich selbst motiviert und habe ich Spaß an meinen eigenen Spielen?
Spiele nie etwas, auf das du selbst keine Lust hast. Deine Aufgabe ist es, den Funken überspringen zu lassen und nicht bloß Zeit zu füllen.
Frage 20: Sind meine Spiele intensiv, innovativ und immersiv?
Nur mit diesem Dreiklang kann es gelingen, alle Teilnehmenden zum Spielen zu aktivieren und damit alle einzubinden.
Kapitel 4: Abschluss
Frage 21: Erkenne ich, wann ein natürliches Ende der Spiele erreicht ist?
Auch das beste Spiel kann irgendwann ermüden – finde einen Zeitpunkt, wenn die Begeisterung noch auf dem Höhepunkt ist. Schaffe Lust auf das nächste Mal!
Frage 22: Habe ich im Blick, was im Anschluss an die Spieleeinheit geplant ist und wie die Spiele darauf vorbereiten können?
So sind bspw. sehr aktive und wilde Spiele weniger geeignet, wenn danach eine Entspannungsübung geplant ist.
Frage 23: Verfügen wir über eine Spielekartei, bzw. eine Dokumentation darüber, welche Spiele für welchen Einsatz besonders geeignet waren?
Spielebücher gibt es zahlreiche. Besonders lohnenswert ist es jedoch, auch eine eigene Sammlung als Erinnerung anzulegen, die dadurch vor allem zu den eigenen Bedingungen passt.
Frage 24: Habe ich eine pädagogische Haltung, wie ich mit Regelverstößen aufgrund kognitiver Einschränkungen umgehen kann?
Das Nichteinhalten von Regeln hat aus Sicht der Teilnehmenden immer eine Berechtigung. Es ist daher die Aufgabe der Spielleitung, Regeln aufzustellen, die auch von allen eingehalten werden können.
Frage 25: Bin ich als Spielleitung in der Lage, über die Wirkung der Spiele auf meine Gruppe zu reflektieren?
Nicht alle Bedarfe und mögliche Barrieren bekomme ich durch direkte Rückmeldungen der Teilnehmenden heraus. Ergänze dies deshalb durch Beobachtungen und Schlussfolgerungen.
Download der PDF-Version des Index für inklusives Spielen (1MB)