Index für Inklusion
Ausgabe 2: Veranstaltungen
25 Fragen zum Abbau von Barrieren
Definition
Unter Veranstaltungen in der Jugendarbeit verstehen wir zeitlich begrenzte Zusammenkünfte, die sowohl Spaß machen als auch Bildungserfahrungen ermöglichen. Diese Begegnungsmomente können einmalig oder wiederholt stattfinden.
Dies kann Seminare, Feste/Feiern, Workshops, Konzerte und andere Ereignisse mit Projektcharakter umfassen.
Kapitel 1: Planung
Frage 1: Ist es während der Vorbereitung und der Durchführung allen gleich wichtig, zusammen eine inklusive Kultur zu leben?
Es kann hilfreich sein, wenn eine feste Person aus dem Orga-Team das Thema Inklusion besonders im Blick behält und auch externe Partner dabei miteinschließt.
Frage 2: Ist es möglich, alle Informationen rund um die Veranstaltung in Einfacher oder Leichter Sprache zu formulieren?
Einfache/Leichte Sprache erhöht die Verständlichkeit für alle. Vor allem aber für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Personen mit Deutsch als Fremdsprache. Sie sollte als solche gekennzeichnet werden.
Frage 3: Wird ein finanzieller Spielraum eingeplant, um auf geplante und spontane Bedarfe eingehen zu können?
Je eher mit der Planung begonnen wird, desto weniger Puffer wird benötigt
Frage 4: Verfügen alle Beteiligte über dieselben Informationen bzw. gibt es einen für jeden zugänglichen Ort, diese abzuholen?
Vor allem beim Umgang mit gemeldeten Besonderheiten sollte jede Person mit einbezogen werden, was auch die Teilnehmenden miteinschließen kann.
Kapitel 2: Einladung
Frage 5: Gibt es vorab eine Abfrage persönlicher Bedarfe?
Insbesondere kostenintensive Posten wie Dolmetscher*innen sollten frühzeitig bekannt sein.
Frage 6: Ist sowohl die digitale als auch die Printversion der Einladung barrierearm?
Gibt es verschiedene Anmeldeoptionen oder ist die Anmeldung über eine Webseite der einzige Weg?
Frage 7: Ist für die Teilnehmenden erkennbar, wie wir konkret für eine barrierearme Veranstaltung sorgen wollen?
Wenn bereits mit der Einladung sichtbar wird, dass ihr euch vorab zum Thema Teilhabe aller Gedanken gemacht habt, ermutigt das mehr Menschen sich anzumelden.
Frage 8: Ist der Veranstaltungsort auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar?
Für Personen, die auf Bus und Bahn angewiesen sind, wäre außerdem ein Anfahrtsplan und der Hinweis auf Fahrgemeinschaften hilfreich.
Kapitel 3: Örtlichkeit
Frage 9: Ist der Veranstaltungsort räumlich barrierearm?
Nicht alle Barrieren werden restlos aufgelöst werden können – aber sind wir bereit, gemeinsam kreativ mit den Herausforderungen umzugehen?
Frage 10: Gibt es vor Ort ein Leitsystem, das insbesondere sinnesbeeinträchtigten Personen hilft, sich zurechtzufinden?
Gut durchdachte Orientierungs-Systeme schaffen Sicherheit und kommen allen zugute.
Frage 11: Gibt es einen gut erreichbaren und sichtbaren Info-Punkt, der während entscheidender Phasen (bspw. zu Beginn und in den Pausen) mit Teammitgliedern besetzt ist?
Ist es vielleicht sogar möglich, ein Awareness-Team auf die Beine zu stellen?
Frage 12: Gibt es bequeme Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer*innen, die für den Rest der Teilnehmenden gleichrangig sind?
Unterschiedliche Größen bei den Möbeln sind auch für kleinwüchsige Menschen und Kinder hilfreich.
Frage 13: Werden akustisch besonders geeignete Plätze für Teilnehmende mit Hörbeeinträchtigungen freigehalten?
Diese Plätze befinden sich meist zentriert in den ersten Reihen und sind auch für Personen mit akustischen Verarbeitungs- bzw. Konzentrationsstörungen vorteilhaft.
Kapitel 4: Durchführung
Frage 14: Haben wir ausreichend Pausen und Ruheräume oder -zonen eingeplant?
Veranstaltungen bedeuten Kontakt mit vielen Menschen. Für jede einzelne Person erfordert dies einen unterschiedlich großen Energieaufwand.
Frage 15: Wurde für gute Sichtverhältnisse auf das Geschehen gesorgt?
Rollstuhlfahrer*innen bspw. sitzen oft höher als die Zuschauenden auf Stuhlhöhe (s. Frage 12).
Frage 16: Gibt es ausreichend Steckdosen und/oder Verteiler?
Besonders Assistenz- und Dolmetschungssysteme kommen nicht ohne Technik aus.
Frage 17: Sind die angebotenen Materialien und Speisen für alle erreichbar?
…oder hängen die Trauben doch zu hoch?
Frage 18: Werden bei Präsentationen Texte visualisiert und Bilder verbalisiert?
Allgemein sollte immer das Zwei-Sinne-Prinzip angewandt werden, d.h. alle Informationen werden über mindestens zwei verschiedene Medien transportiert.
Frage 19: Werden alle eingesetzten Materialien im Vorfeld zur Verfügung gestellt?
So können bspw. Texte vorab in Punkto Verständlichkeit überprüft und ggf. übersetzt werden.
Frage 20: Können sich Teilnehmende unkompliziert bemerkbar machen, wenn sie (Verständnis-) Probleme haben?
Es ist empfehlenswert, eine niedrigschwellige Lösung zu finden, denn nicht jede Person offenbart gern vor einer großen Gruppe ihre persönlichen Barrieren.
Kapitel 5: Rahmen
Frage 21: Können wir während der Veranstaltung eine (inklusive) Kinderbetreuung ermöglichen?
Insbesondere alleinerziehenden Eltern und in Verantwortung stehenden Geschwisterkindern können wir so die Teilnahme erheblich vereinfachen.
Frage 22: Werden bei der Verpflegung (Mahlzeiten und Snacks) Zutaten und potentielle Allergene ausgewiesen und Alternativen angeboten?
Im besten Fall können durch die Abfrage der Bedarfe (Frage 5) Probleme durch Unverträglichkeiten von vornherein ausgeschlossen werden.
Frage 23: Hat die Küche eine ausreichend große Flexibilität, um auf alle Bedarfe eingehen zu können?
Sind die angebotenen Alternativen vollwertig und mehr als nur reduzierte Varianten des Hauptgerichtes?
Frage 24: Können problemlos Begleitpersonen oder Assistenzhunde mitgebracht werden?
Einige Menschen mit einer Sehbehinderung sind z.B. darauf angewiesen, ihren Hund überall hin mitnehmen zu können.
Frage 25: Werden gesammelte Erfahrungen und Kontakte, die bei der aktuellen Veranstaltung in Punkto Inklusion geholfen haben, aufbewahrt?
Folgeveranstaltungen werden in der Vorbereitung deutlich stressärmer, wenn auf bewährte Erfolgsrezepte zurückgegriffen werden kann.
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